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Interview: Fachkräftemangel nur ein Mythos oder ein hausgemachtes Problem?©Ceres

05.07.2023 Judith Köhler

Fachkräftemangel: Nur ein Mythos oder ein hausgemachtes Problem?

Seit Jahren liest und hört man vom Fachkräftemangel. Doch worum geht es hierbei eigentlich und wie kann man das Problem angehen? Zwei Mitarbeiter von CeresRecruitment nehmen sich die Zeit, auf agrajo über die Entwicklung des Fachkräftemangels zu berichten und uns einige Fragen zu beantworten. 

Menda Schmiedeskamp und Beate Peltzer, beide Senior Consultants bei CeresRecruitment, beantworten uns hierzu noch einige Fragen.

Inwieweit können Arbeitgeber Einfluss nehmen und an welchen Stellschrauben können Sie drehen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

Beate Peltzer: Arbeitgebende können tatsächlich viel tun, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zunächst sollten sie sich intensiv mit dem Arbeitsmarkt und den Bedürfnissen der Fachkräfte auseinandersetzen. Dazu gehört auch die Schaffung einer attraktiven Arbeitsumgebung, die nicht nur eine angemessene Bezahlung, sondern auch eine gute Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten und ein angenehmes Arbeitsklima bietet. Auch eine gezielte Weiterbildung und eine Karriereperspektive können helfen, Fachkräfte an das Unternehmen zu binden. Darüber hinaus ist es wichtig, das eigene Unternehmen und seine Stärken auf dem Arbeitsmarkt bekannt zu machen.

Menda Schmiedeskamp: Man sollte auch schon bei der „Stellschraube“ Praktikant:innen und Werkstudierende anfangen, um dem Fachkräftemangel vorzubeugen und junge Talente als spätere Leistungsträger für das Unternehmen zu begeistern und zu binden. Hierbei sollten Unternehmen nicht nur auf die fachlichen Fähigkeiten, sondern auch auf die persönlichen Eigenschaften der Praktikant:innen und Werkstudierenden achten, um zu prüfen, ob diese in die Unternehmenskultur und das Team passen. Durch eine gezielte Förderung und Betreuung können Unternehmen den Nachwuchs passgenau auf die späteren Anforderungen im Unternehmen vorbereiten und gleichzeitig ein starkes Vertrauensverhältnis aufbauen. Wenn junge Talente sich in einem Unternehmen wohl fühlen und sich mit den Werten und Zielen identifizieren, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie später als Fachkräfte im Unternehmen bleiben möchten.

Ist der Fachkräftemangel nur ein Mythos oder gibt es hier einfach spezielle Berufsgruppen, die verstärkt betroffen sind?

Beate Peltzer: Der Fachkräftemangel ist kein Mythos, sondern eine Realität, mit der viele Unternehmen konfrontiert sind. Insbesondere im Agrar- und Lebensmittelsektor gibt es bestimmte Berufsgruppen, die verstärkt betroffen sind. Hierzu zählen beispielsweise Agraringenieur:innen, Veterinär:innen, Lebensmitteltechnolog:innen oder IT-Spezialist:innen. Diese Berufsgruppen sind aufgrund ihrer besonderen Qualifikationen und Fähigkeiten sehr gefragt und es gibt oft nicht genügend qualifizierte Bewerber:innen auf dem Markt.

Unabhängig von Recruiting Methoden – welche Maßnahmen können Unternehmen sonst noch ergreifen, um am Arbeitsmarkt herauszustechen?

Menda Schmiedeskamp: Neben Recruiting-Maßnahmen können Unternehmen auch andere Maßnahmen ergreifen, um sich am Arbeitsmarkt zu profilieren. Dazu gehört beispielsweise die Schaffung einer starken Arbeitgebermarke, die das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber positioniert. Hierbei können Unternehmen auf einen Marketing-Mix setzen, um zielgruppengerecht auf den spezifisch genutzten Kanälen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Das können beispielsweise gezielte Social-Media-Kampagnen, Messepräsenzen, passende Medienberichte über z. B. Firmenläufe, Spendenaktionen und andere CSR-Aktivitäten sein. Abgestimmte Personalentwicklung und Weiterbildung können ebenfalls dazu beitragen, das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren und Fachkräfte langfristig an das Unternehmen zu binden. Darüber hinaus ist es wichtig, eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen, die eine gute Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten und ein angenehmes Arbeitsklima bietet. All diese Maßnahmen können dazu beitragen, dass das Unternehmen am Arbeitsmarkt heraussticht und als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird.

Ist der Fachkräftemangel für viele Firmen ein hausgemachtes Problem?

Beate Peltzer: Die Ursachen für den Fachkräftemangel sind vielfältig. Einerseits spielt die demografische Entwicklung eine Rolle. Die Zahl der Schulabgänger:innen und Studienabsolvent:innen sinkt seit Jahren, während die Zahl der offenen Stellen in vielen Branchen steigt. Es gibt andererseits aber sicherlich Fälle, in denen der Fachkräftemangel auf hausgemachte Probleme zurückzuführen ist. Hierzu zählen beispielsweise unattraktive Arbeitsbedingungen, eine mangelnde Personalentwicklung bzw. fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten und eine ungesunde Work-Life-Balance. Wenn Unternehmen diese Probleme nicht angehen, können sie Schwierigkeiten haben, qualifizierte Fachkräfte zu finden und langfristig zu binden. Allerdings ist der Fachkräftemangel insgesamt ein strukturelles Problem, das sich nicht allein auf hausgemachte Probleme zurückführen lässt.

Menda Schmiedeskamp: In gewisser Hinsicht kann man den Fachkräftemangel in einigen Firmen als hausgemachtes Problem ansehen: Wenn die Entscheidungswege im Bewerbungsprozess zu lange dauern oder es kaum oder keine Rückmeldungen gibt, kann das dazu führen, dass sich Bewerber:innen für ein anderes Unternehmen entscheiden. Auch das Phänomen des Ghosting, bei dem Kandidat:innen nach dem Vorstellungsgespräch keine Rückmeldung mehr erhalten, kann zu einem negativen Image für das Unternehmen führen und somit Bewerber:innen abschrecken. Es ist wichtig für Unternehmen, einen effizienten und transparenten Bewerbungsprozess zu haben, um potenzielle Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.


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Wie ist Ihr persönlicher Ausblick auf den Arbeitsmarkt der nächsten Jahre? Mittelfristig und/oder langfristig?

Menda Schmiedeskamp: Als Personalberatung mit Fokus auf den Agrar- und Lebensmittelsektor in Deutschland sehen wir trotz des anhaltenden Fachkräftemangels eine positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Insbesondere die Digitalisierung und Automatisierung wird in den kommenden Jahren neue Arbeitsplätze schaffen, besonders im Bereich der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Auch der Trend zu mehr Nachhaltigkeit und regionalen Produkten wird neue Stellen schaffen.

Beate Peltzer: Jedoch werden die Unternehmen auch in Zukunft mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen haben und müssen sich intensiv um die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden bemühen. Hierbei wird auch eine flexible Arbeitsgestaltung eine wichtige Rolle spielen. Unternehmen, die frühzeitig auf diese Veränderungen reagieren und zukunftsfähige Arbeitsbedingungen anbieten, werden im Wettbewerb um Fachkräfte erfolgreich sein.

Wir danken Menda Schmiedeskamp und Beate Peltzer für das Interview. 

Ceres
©Ceres

Informationen über die Personalberatung CeresRecruitment

Möchtest du mehr über die Personalberatung CeresRecruitment erfahren? Dann informier dich auf der Homepage von CeresRecruitment über das Unternehmen, das sich auf die nationale und internationale Personalsuche und -auswahl für Fach- und Führungskräfte in der Lebensmittel- und Agrarbranche spezialisiert hat.

Menda Schmiedeskamp und Beate Peltzer stehen sowohl Kunden als auch Kandidaten per Mail sowie auf LinkedIn und XING zur Verfügung.

So nimmst du Kontakt mit ihnen auf:


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